Jeder Tag ist anders

(ul) Zeit unseres Lebens beschäftigen wir uns am liebsten nur mit schönen, positiv empfundenen Dingen, setzen uns mit vielem auseinander, nur das Ende des Lebens klammern wir dabei allzu gerne aus und das mitunter bis zum Schluss. Doch gerade zum Lebensende gibt es viele Fragen, einige Unsicherheiten, manchmal nicht gerade hilfreiches “Halbwissen”. Um ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen, fundierte Antworten auf individuelle Fragen geben zu können, den Alltag, aber auch um ganz Pragmatisches rund um das “Leben und Sterben im Hospiz” zu erläutern, lud das Team des Sibilla Hospizes Ende September zur 1. Infoveranstaltung ins Hospiz ein, einschließlich eines Rundganges zum Abschluss. Rund 30 Zuhörerinnen und Zuhörer fanden sich im Multifunktionsraum im Gartengeschoss des Hospizes in Bödingen ein und folgten interessiert den Ausführungen Hajo Noppeneys, der nach der Begrüßung zunächst von den Anfängen und der Gründung des Vereines bis hin zum heutigen Betrieb des Sibilla Hospizes, das seit April dieses Jahres das stationäre palliativ-pflegerische Angebot in Hennef und der Region ergänzt, berichtete.

Mit einer Maximalzahl für Hospize von 16 Betten hierzulande, kümmern sich ein 32-köpfiges hauptamtliches Pflegeteam sowie rund 70 Ehrenamtliche um das Wohlergehen von Gästen wie Angehörigen. Für die Gäste, die in ihrer letzten Lebensphase ins Sibilla Hospiz kommen, ist der Aufenthalt dabei kostenlos; denn 95 Prozent der anrechenbaren Kosten werden von den Kranken- und Pflegekassen übernommen. Die verbleibenden Kosten, ein sechsstelliger Betrag, muss Jahr für Jahr der Förderverein durch Spenden generieren. Die rechtlichen Voraussetzungen, um einen Hospizplatz zu bekommen, erklärte im Anschluss Alexandra Dinspel. So wird vor allem eine “Hospiznotwendigkeitsbescheinigung” benötigt, die der behandelnde Arzt ausstellen kann. Ein Antrag auf Kostenübernahme muss bei der zuständigen Krankenkasse eingereicht werden. Dabei sei ein Platz und die Zeit in einem Hospiz für diejenigen, bei denen es Zuhause nicht mehr geht, betonte die Leiterin des Psychosozialen Dienstes. “Wir betreuen Menschen am Lebensende”, sagte Dinspel, bei denen eine lebensbedrohliche, fortgeschrittene Erkrankung vorliege und deren Lebenserwartung nur noch für Tage oder Wochen prognostiziert werde. Wie schnell man im Bedarfsfall einen Platz bekäme, sei dabei ganz individuell, der Begriff “Warteliste” sei für den Weg in ein Hospiz aber nicht passend. “Wir empfehlen eine frühzeitige Anmeldung und müssen im Vorfeld klären, ob ein Gast hospizlich ist”, so Alexandra Dinspel. “Der Weg zu uns ist dabei sehr individuell und oftmals mit vielen Telefonaten und Gesprächen verbunden.”

Auch der Tagesablauf im Sibilla Hospiz sei sehr individuell und verschieden, die Küche hinsichtlich Wünschen flexibel, es gebe eine Bastelgruppe, einen “Waffeltag”, immer montags das Angebot “Fit in die Woche” sowie dienstags bei schönem Wetter Rikschafahrten, berichtete im Anschluss Monika Hubertus. “Bei uns ist jeder Tag anders”, sagte die stellvertretende Pflegedienstleitung und erklärte, dass die Wünsche der Gäste oberste Priorität hätten und es zum Beispiel keine festen Zeiten für den Einzelnen zum Aufstehen oder Frühstücken gäbe. “Der Gast soll sich bei uns wohlfühlen, symtom- und schmerzfrei sein”, so Hubertus, und auch Seelsorger kämen bei Bedarf gerne ins Hospiz. Zum Thema “Ehrenamtliche Sterbebegleitung” konnte Christiane Bock als Koordinatorin des Hospizvereines Lebenskreis informieren.

Der zum vierköpfigen, sehr engagierten QPA-Team gehörende Dr. Dirk Franke erklärte zudem, wie die medizinische Versorgung im Sibilla Hospiz sichergestellt ist: Neben der täglichen Visite sei das Ärzte-Team rund um die Uhr erreichbar, in Teambesprechungen mit dem geschulten und sehr erfahrenen Pflege-Team würde in Absprache alles gut gelöst werden, so der Palliativmediziner. Einen festgelegten Zeitraum, wie lange ein Gast im Hospiz bleiben dürfe, gebe es nicht. Allerdings gebe es befristete und unbefristete Kostenzusagen seitens der Krankenkassen und nach vier bis sechs Wochen würden diese mitunter auch nachhaken. Daher sei eine genaue Prüfung im Vorfeld und bei der Aufnahme umso wichtiger, betont Alexandra Dinspel, denn man wolle hier Ruhe reinbringen – auf allen Ebenen.

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