Warum Insektenhotels gerade im Winter wichtig sind
(Nora Lemmer) In Deutschland gibt es rund 560 Wildbienenarten – ein beeindruckender Artenreichtum, der jedoch zunehmend bedroht ist. Etwa die Hälfte dieser Arten ist bereits auf der Roten Liste der gefährdeten Arten zu finden. Der Rückgang der Bienenpopulationen hat dramatische Folgen für unsere Ökosysteme, da Bienen als wichtige Bestäuber von Pflanzen, darunter Obstbäume und viele Gemüsearten, unverzichtbar sind. Ohne sie würde die Vielfalt unserer Ernährung und die Gesundheit vieler Pflanzenarten gefährdet.
Besonders im Frühjahr ist Handlungsbedarf gefragt, denn Bienen haben in dieser Jahreszeit oft mit extremen Bedingungen zu kämpfen. Im Februar, wenn die Temperaturen noch niedrig sind, suchen die ersten Wildbienen, die den Winter überlebt haben, nach Unterschlüpfen und Nahrungsquellen. Doch oft finden sie beides nicht – die meisten Blumen sind noch nicht in Blüte und es gibt wenig Nahrung. Dies stellt die Bienen vor große Herausforderungen.
Was brauchen Bienen im Frühjahr?
Bienen brauchen zu dieser Zeit vor allem Schutz und Nahrung. Insektenhotels bieten hier eine wertvolle Hilfe. Diese künstlich geschaffenen Nistplätze bieten nicht nur einen sicheren Rückzugsort, sondern auch eine Möglichkeit zur Fortpflanzung, da sie Platz für Brutkammern und Nestmaterial bieten. Wenn das Hotel schon im Februar zur Verfügung steht, können Wildbienen frühzeitig wieder aktiv werden und in den Frühling starten.
Ein ganzjähriges Blütenangebot bereitstellen
Damit Wildbienen und viele andere Insekten den eigenen Garten besuchen oder sogar besiedeln, ist ein geeignetes und breites Blütenangebot wichtig. Irrtümlicherweise wird häufig angenommen, der Nektar sei das wichtigste Blütenprodukt für Bienen. Viel zu oft wird jedoch die Bedeutung des Pollens und damit der Pollenquellen unterschätzt. Der Nektar stellt als leicht verdauliche Zuckerlösung zwar eine rasch umsetzbare Energiequelle dar – der “Treibstoff” für den Flug -, doch der Pollen ist ein essentieller Bestandteil der Larvennahrung von Wildbienen. Es ist daher entscheidend, dass Blühpflanzen sowohl Nektar als auch Pollen bereitstellen. Pflanzen wie Narzissen, Tulpen, Geranien oder Petunien sind zwar schön anzusehen, bieten aber wenig für Wildbienen. Stattdessen sollten robuste Wildpflanzen bevorzugt werden, die sich oft selbst vermehren und Nektar sowie Pollen in ausreichendem Maße liefern. In vielen Gärtnereien sind solche Pflanzen als “bienen- und insektenfreundlich” gekennzeichnet.
Wie kann man selbst helfen?
Jeder kann einen Beitrag leisten – zum Beispiel durch das Aufstellen eines Insektenhotels im eigenen Garten. Beim Bau sollte darauf geachtet werden, dass das Hotel aus natürlichen Materialien besteht, die als Nistmaterial dienen, wie Holz, Bambus, Schilfrohr oder Lehm. Ungeeignet sind z. B. Tannenzapfen oder gar Stroh, das Schimmelbildung fördert, oder Weichholz (Nadelholz), dass aufquillt. Die Kammern sollten unterschiedliche Durchmesser haben, um verschiedene Bienenarten zu beherbergen. Sie müssen sauber gearbeitet sein ohne auszufransen, eine länge von bis zu 15 cm haben und auf der Rückseite verschlossen sein. Außerdem sollte das Bienenhotel durch ein Gitter am Eingang geschützt sein, sodass Nesträuber wie Spechte oder Meisen die Brut nicht vernichten können.
Der richtige Standort
Wichtig ist, auf einen geeigneten Standort für das Insektenhotel zu achten. Im Inneren der Brutröhren wächst die Biene bis zum Herbst komplett heran, überwintert in der Brutzelle und schlüpft erst im Frühjahr bzw. Sommer des darauffolgenden Jahres. Daher sollte das Hotel trocken und windgeschützt ist, um die Bienen vor Feuchtigkeit und Kälte zu schützen.
Indem wir Bienen mit einem Insektenhotel helfen und ein ganzjähriges Blütenangebot bereitstellen, leisten wir nicht nur einen Beitrag zur Artenvielfalt, sondern auch zur Bestäubung unserer Pflanzen und damit zur Sicherung unserer Nahrungsmittelproduktion. Besonders im Februar, wenn das Frühjahr noch auf sich warten lässt, sind solche Maßnahmen von entscheidender Bedeutung.
Weitere Infos finden sie unter: https://www.agenda21-hennef.de
Hinweis: Am 26. Januar findet im Machwerk Hennef (Willy-Brand-Platz 6) von 14 bis 18 Uhr ein Workshop zum Insektenhotelbau statt. Materialkosten Insektenhotel: 5 Euro oder 25 Euro je nach Modell. Anmeldung bis zum 17. Januar unter: aktion@klimafair.agenda21-hennef.de